Zur Masernimpfung (BR), 12/2019

In der Sendung “Gesundheit!” des Bayerischen Rundfunks mit dem Thema: “Masernschutz per Gesetz” sehen Sie Dr. Weier als Gesundheitsexperte.

Wir wünschen viel Freude beim Ansehen und Ausprobieren.


Darum sind Masern gefährlich

Masern sind hochansteckend und führen neben den klassischen Symptomen (Erkältungssymptome, Bindehautentzündung, Fieber, Ausschlag) zu einer Immunschwäche von mindestens 6 Wochen Dauer, die über Monate und selten sogar für mehrere Jahre andauern kann.

Dadurch kommt es bei 30% der Erkrankten zu Komplikationen. Diese können leicht sein (z.B. wie Mittelohrentzündung und Durchfall), es gibt aber auch schwere Komplikationen:

  • Postinfektiöse Enzephalitis (Entzündung des Gehirns):
    • Sie tritt bei 1 von 1000 Erkrankten auf und zeigt sich mit Symptomen wie Kopfschmerzen, Fieber, Bewusstseinsstörungen und Koma. 10-20% der Betroffenen versterben, bei jeden 4. Überlebenden führt bleibenden Schäden wie Lähmungen.
  • Subakute sklerosierende Panenzephalitis (SSPE):
    • Sie tritt als Spätkomplikation ca. 6 – 8 Jahre nach der Maserninfektion auf. Bei Kindern unter 5 Jahren ist ca. 1 Kind von 2000 betroffen . Bei Älteren erkrankt immer noch 1 von 10.000.
    • Sie führt zu einem langsamen Verfall mit psychischen und intellektuellen Einschränkungen, ist nicht heilbar und führt immer zum Tod.

In Entwicklungsländern verstirbt jeder Zehnte an Masern. In Deutschland noch jeder Tausende.


Was sind die Risiken der Impfung

  • Die Masernimpfung ist eine Lebendimpfung und stellt somit eine Infektion mit einem (vergleichsweise harmlosen) Virus dar. Bei 10 % entwicklen sich Symptome, die sogenannten „Impfmasern“. Diese treten meist in der 2. Woche nach der Impfung auf und gehen normalerweise mit milden Symptomen wie leichtem Fieber und etwas Ausschlag einher. Die Impfmasern heilen von alleine aus und sind nicht ansteckend.
  • Sehr selten kommt es zu schweren Impfkomplikationen:
    • Schwere Allergische Reaktion (1 Fall pro 1000.000)
    • Entzündung des Gehirns (1 Fall pro 1000.000)
      • Zum Vergleich: bei den echten Masern liegt das Risiko um ein 1000 Faches höher)
    • Autoimmunkrankheiten z.B. Guillain-Barré-Syndrom: Entzündung der Nerven mit Lähmungen und Muskelschwäche, meist reversibel (1 Fall pro 1500.000).

Das Risiko sich NICHT zu impfen, überwiegt das Risiko der Impfung.


Gründe für eine Impfflicht bei Masern

  • Die kleinsten sind bedroht: Bis zum vollendeten 9. Lebensmonat ist keine Impfung gegen Masern möglich – die Kinder sind im wesentlichen ungeschützt und erleiden 10x häufiger ernsthafte Komplikationen.
  • Die Motivation gesunder Erwachsener zum Impfen extra einen Arzt aufzusuchen ist meiner Erfahrung nach meist gering. Die meisten entwicklen aber, wenn Sie gezielt angesprochen werden, eine Bereitschaft zum Impfen.
  • Arztpraxen legen leider zu oft keinen besonderen Wert auf Impfmedizin. Gründe hierfür sind fehlende finanzielle Anreize und das Fehlen von Impfsoftware, mit der der Impfstatus des Patienten auch ohne Mitführen des Impfausweises, nachvollziehbar ist.
  • Wenn weniger als 1 Fall pro 1 Mio. Einwohner auftritt können die Masern ausgelöscht werden. So konnte beispielsweise die Pocken durch eine Pockenimpfflicht in der zweiten hälfte des 20. Jahrhunderts weltweit ausgerottet werden.