Ernährung und Gewicht

ALLGEMEINES

VORWORT: Keine Diät, sondern Ernährungsmodifikation

Übergewicht ist Zeichen eines kranken Stoffwechsels. Das Bauchfett ist selber Hormonproduzent und hat Einfluss auf viele Bereiche in unserem Körper. Viele Diäten stellen unsere meist von Kindheit an gewohnten Verhaltensweisen auf den Kopf. Es gelingt dann zwar sich ein paar Wochen an die teils strikten Vorgaben zu halten, auf Dauer fallen viele aber in die alten Gepflogenheiten zurück.

Tückisch ist, dass nach einem Gewichtsverlust der Grundumsatz sinkt, wir also in Ruhe weniger Kalorien verbrennen als vorher, wir mehr Hunger verspühren und Fett effizienter gespeichert wird als vor der Diät. Diese sogenannte „metabolische Adaptation“ hält auch nach Beendigung der Gewichtsreduktion an.

Ein dauerhafter Gewichtsverlust kann also nur gelingen, wenn wir gleichzeitig unsere Gewohnheiten so modifizieren, dass sie einerseits noch unserer Essprägung entsprechen, andererseits aber gut sättigen und ermöglichen Kohlenhydrate zu reduzieren. Sonst ist es kaum möglich die erzielte Gewichtsreduktion zu halten.


MEINE EMPPFEHLUNG: Umstellen in 4 Phasen (Zusammenfassung)

  • PHASE 1: Zucker entwöhnen + Stoffwechsel entlasten: Die meisten von uns sind es gewohnt zu viele schnell resorbierbare Kohlenhydrate zu sich zu nehmen. Kohlenhydrate sind jede Form von Zucker (z.B. Glukose, Fruktose, Laktose). Gemeint sind damit also auch typische stärkehaltige Beilagen wie Nudeln, Reis oder Kartoffeln. Durch die Ernährungsumstellung in dieser Phase gelingt es längere Pausen von ca. 4 Stunden zwischen den Mahlzeiten einzuhalten und damit den Stoffwechsel zu entlasten.
  • PHASE 2: Mehr Bewegung: Die gute Nachricht vorweg: Die Ernährung ist der deutlich längere Hebel. Sie können also auch erfolgreich ihr Gewicht reduzieren, wenn Sie nur Ihre Ernährung umstellen. Sport erhöht aber langfristig den Grundumsatz (ca. 700 kcal pro Woche). Auch kann ein muskulärer Körper Zucker besser verwerten und Glukosespitzen somit abfedern.
  • PHASE 3: Ernährungstagebuch / Kalorien zählen + Wissen erweitern: Sie haben schon etwas in Ihrem Leben verändert, werden aber wahrscheinlich feststellen, dass Sie an einen Punkt gelangen, an dem Sie nicht mehr weiterkommen. An dieser Stelle empfehle ich zeitlich begrenzt (z.B. für 2-3 Monate) eine Tages-Energiebilanz zu ziehen, um Probleme zu identifizieren und Kontrolle über den Abnehmprozess zu gewinnen. In dieser Phase sollten Sie auch ihre Fertigkeiten in der Küche weiter entwickeln, hin zu einer gesunden Ernährungsweise mit der Sie später Ihr Gewicht ohne Kontrolle halten können.
  • PHASE 4: Einen Alltag entwickeln: Sie haben mittlerweile gelernt wie Sie Ihre Kohlenhydratzufuhr zugunsten von Eiweiß und guten Fetten reduzieren. Ihr Gemüsekonsum hat deutlich zugenommen, denn das sättigt Sie. Auch haben Sie eine Routine entwickelt wie Sie sich im Alltag mehr bewegen. Vom Kalorienzählen haben Sie jetzt erst mal genug. Einmal in der Woche stellen Sie sich aber auf die Waage, damit Sie merken, wenn Sie die Kontrolle verlieren.

Für die Phasen 1 und 2 würde ich etwa sechs Monate einplanen. Phase 3 dürfte in etwa drei Monate in Anspruch nehmen, während Phase 4 weitere drei Monate benötigt.

Die Maßnahme erstreckt sich also über ein Jahr und sollte nicht übermäßig beschleunigt werden, da es essentiell ist, neue Gewohnheiten zu entwickeln, und dieser Prozess erfordert angemessene Zeit.

Im Intervall kann dann ein neuer und langsamerer Versuch einer Gewichtsreduktion erfolgen. Es ist wichtig zu beachten, dass der Zeitpunkt, wann eine normale Gewichtsabnahme in den „Notfallstoffwechsel“ übergeht, von Mensch zu Mensch unterschiedlich sein kann.

Eine gesunde Ernährung geht nur mit Verzicht auf Fertigprodukte und der Bereitschaft selbst zu kochen. Dabei müssen einige von Ihnen vielleicht erst mal bestimmte Arbeitstechniken in der Küche erlernen z.B. wie man Zwiebeln schnell schneidet oder eine Paprika fachgerecht zerlegt. Das lernt man am besten über Youtube (LINK) z.B. mit „Paprika schneiden“. Mit der Zeit werden Sie dann immer schneller dabei Ihr Gemüse im Alltag zuzubereiten. Dafür benötigen Sie vor allem ein scharfes Kochmesser und ein gutes Schneidebrett.

Ein gesunder Gewichtsverlust beträgt ca. 10 kg in 9 bis 12 Monaten, wobei stark übergewichtige Menschen in der Anfangsphase oft noch deutlich mehr abnehmen.

Leider ist es auch so, dass wir in den meisten Fällen zunächst vornehmlich an den Extremitäten abnehmen und das Bauchfett erst am Ende schrumpft. Die Maßnahme ist geeignet Bluthochdruck, Fettstoffwechselstörungen und Diabetes zu verbessern oder sogar zu heilen.

ACHTUNG-FALLE: Ausbleibender Gewichtsverlust trotz Mangelernährung möglich.

Wenn man zu schnell Gewicht verliert schaltet der Körper in eine Art „Notfallstoffwechsel„, in dem alle Reserven mobilisiert werden. So kann es sein, dass man sich bereits in einer Mangelernährung befindet, aber trotzdem kein Gewicht verliert oder sogar wieder zunimmt. In diesem Fall müsste man zunächst wieder mehr und vor allem gesund essen.

PHASE 1: Zucker entwöhnen + Stoffwechsel entlasten

DER GLUKOSE TRICK
Ich empfehle das Buch Der Glukose Trick von Jessie Inchauspé. Hier geht es darum mit „Tricks“ die Glukose-Kurve flach zu halten.

Stellen Sie sich also vor Sie sitzen im Restaurant und essen zuerst das Weißbrot das auf dem Tisch steht. Die Stärke im Brot wird dann als erstes zu Glukose abgebaut und treibt den Zucker und Insulinspiegel schon hoch, bevor Sie überhaupt mit dem eigentlichen Essen beginnen.

Wenn Sie hingegen zuerst einen Salat mit Essig bestellen, deaktiviert die Essigsäure ein Enzym, sodass Stärke langsamer aufgespalten und die Zuckeraufnahme verlangsamt wird. Der zuerst am Magenausgang liegende Salat (Ballaststoffe) verlängert die Zeit der Magenpassage. Zusammenfassend wird die nach dem Salat zugeführte Glukose langsamer aufgenommen, was diverse positive Effekte hat.

Außerdem geht es darum die besondere Bedeutung von Ballaststoffen für den Glukosestoffwechsel kennen zu lernen und noch einiges mehr.

Eine perfekte Ergänzung ist der ebenfalls von Jessie Inchauspé geschriebene Ratgeber „Der Glukose Trick – das Praxisbuch“. Dieser zeigt mit einfachen und schnellen Rezepten wie Sie die „Tricks“ im Alltag erfolgreich umsetzen. Sie lernen ein kohlenhydratarmes sättigendes Frühstück zuzubereiten, Essig in den Alltag zu integrieren und vor allem Gemüse auf einfache und vielfältige Art zuzubereiten.


TRINKEMENGE STEIGERN

Auf Youtube erklärt DoktorWeigl, wie Getränke einen Einfluss auf den Abnehmprozess nehmen:


4 STUNDEN PAUSE ZWISCHEN DEN MAHLZEITEN

Kontinuierliches Snacken kann folgende wichtige Stoffwechselprozesse behindern:

  • Lipolyse: Dieser Prozess ist die Art und Weise, wie der Körper Fett abbaut, um Energie zu gewinnen. Wenn wir ständig snacken, bekommt unser Körper ständig neue Energie von außen und muss nicht auf seine Fettreserven zurückgreifen.
  • Autophagie: Dabei handelt es sich um die „Selbstreinigung“ der Zellen, bei der beschädigte oder unbenötigte Zellbestandteile abgebaut und recycelt werden. Durch ständiges Essen bekommt der Körper keine Chance, diesen Prozess auszulösen, da er nur in Zeiten ohne Nahrungsaufnahme aktiv wird.
  • Ketogenese: Dies ist der Vorgang, bei dem der Körper Fett in Energie umwandelt. Bei ständigem Snacken wird der Körper mit Zucker versorgt, sodass er nicht auf Fettverbrennung umstellen muss.
  • Proteinsynthese: Wenn wir ständig essen, bleibt unser Körper im Verdauungsmodus und hat möglicherweise nicht genug Ressourcen, um neue Proteine zu erzeugen, die wir für Wachstum und Reparatur benötigen.
  • Insulinsensitivität: Bei ständigem Essen, insbesondere von zuckerhaltigen Lebensmitteln, kann unser Körper weniger empfindlich auf Insulin reagieren, was das Risiko für Diabetes erhöhen kann.
  • Verdauungspausen: Unser Verdauungssystem braucht Pausen zwischen den Mahlzeiten, um effizient zu funktionieren. Bei ständigem Snacken bekommt es diese Pausen nicht.

Ich empfehle eine Pause von 4 Stunden zwischen den Mahlzeiten. Dafür müssen Sie lernen Dinge zu essen, die Sie wirklich satt machen.


INTERVALLFASTEN

Intervallfasten, insbesondere das 16:8 Modell, ist eine Methode, die genau diese Pausen zwischen den Mahlzeiten nutzt und sogar erweitert.

Bei dieser Methode wird in einem täglichen Fenster von 8 Stunden gegessen und in den restlichen 16 Stunden gefastet.

Durch diese Fastenperiode werden Prozesse wie die Lipolyse und Autophagie verstärkt angeregt, da der Körper während der längeren Pausen auf seine Fettreserven zurückgreifen und beschädigte Zellen abbauen kann. Gleichzeitig erhöht Intervallfasten die Insulinsensitivität und kann dazu beitragen, das Risiko für Typ-2-Diabetes zu senken. Die längeren Pausen zwischen den Mahlzeiten können auch die Proteinsynthese verbessern und die Verdauungseffizienz steigern.

Das 16:8 Intervallfasten bietet daher eine strukturierte Möglichkeit, die natürlichen Stoffwechselprozesse des Körpers zu unterstützen und zu optimieren.

Es gibt mittlerweile Hinweise, dass die gesundheitlichen Effekte vor allem auftreten, wenn man die Abendmahlzeit weglässt. Das Auslassen des Frühstücks könnte sogar gesundheitliche Nachteile haben.

Es ist ebenfalls wichtig, auf eine ausreichende Nährstoffzufuhr zu achten, um eine Mangelernährung zu vermeiden. Ein Eiweißmangel lässt die Muskulatur schwinden. Um das zu verhindern, kann in dem Zeitfenster in dem gegessen werden darf eine dritte Mahlzeit integriert werden.

Intervallfasten ist nicht für jeden geeignet oder umsetzbar. Menschen mit bestimmten gesundheitlichen Bedingungen, Schwangere, Kinder, und andere spezielle Gruppen sollten vor Beginn eines Intervallfasten-Programms medizinischen Rat einholen. Auch sollte jeder auf seinen eigenen Körper hören und das Fasten nur so intensiv gestalten, wie es sich gut und richtig anfühlt.

Bereits das Einhalten von 4 Stunden Pause zwischen den Mahlzeiten kann einen signifikanten Unterschied für die Gesundheit und das Wohlbefinden machen.

Für Interessierte empfehle ich folgendes Buch:

Phase 2: Mehr Bewegung

Bewegung hat eine zentrale Bedeutung, wenn es drum geht einen Abnehmerfolg langfristig zu halten. Jedes Gramm zusätzliche Muskelmasse steigert unseren Grundumsatz. Es hat sich außerdem gezeigt, dass regelmäßige Bewegung die mit Adipositas verbundenen Risikofaktoren auch dann reduziert, wenn es nicht zu einer Gewichtsabnahme kommt.


AUSDAUERSPORT

  • Geeignete Sportarten sind z.B. Joggen, Fahrradsport, Rudertraining, Laufband, Crosstrainer, Boxen.
  • Ausdauersport verbrennt in der Regel mehr Kalorien als Kraftsport mit einem vergleichbaren Zeitaufwand und ist deshalb besonders effektiv zum Abnehmen.
  • Der Fettstoffwechsel wird nach 30 Minuten aktiviert, wenn Kohlenhydrate verbraucht sind.

KRAFTSPORT

  • Geeignete Sportarten sind z.B. Gerätetraining, Functional Training (Übungen mit dem Eigengewicht), Turnen, Judo.
  • Muskelfasern die durch Kraftsport gestärkt werden, verbrennen in Ruhe deutlich mehr Energie, als diejenigen, die wir für Ausdauersport und schnelle Bewegung benötigen.

2+2 = Fit

  • Ideal sind wöchentlich 2x 30 Min. Kraftsport + 2x 45 Min. Ausdauersport, auch wenn das nicht jedem von uns möglich ist.
  • Wer nur einmal pro Woche trainiert, kann in der Regel nur seinen muskulären Status halten, nicht aber neue Muskeln aufbauen.

DEN ZUCKER RECHTZEITIG VERBRENNEN

Auch kürzere Bewegungseinheiten sind effektiv, wenn sie bis zu 70 Minuten nach einer Mahlzeit stattfinden. Dann ist der gerade aufgenommene Zucker noch nicht vollständig verstoffwechselt worden und kann vom Körper verbrannt werden. Gehen Sie z.B. nach einer Mahlzeit 10 bis 20 Minuten spazieren oder machen Sie ein kurzes Workout (z.B. Kniebeugen, Wandliegestützen usw.).


FRÜHSPORT

Wie wäre es denn mit einer kurzen aber intensiven Trainingseinheit, z.B. als „Frühsport“ nach dem Frühstück. Ich empfehle als Anleitung die App „Seven: 7 Minuten Workout“.

  • Erhältlich im Apple App Store oder Google Play Store.
  • Kostenpflichtig (Stand 03/23).

Phase 3: Ernährungstagebuch / Kalorien zählen + Wissen erweitern

ENERGIEBILANZ ZIEHEN

Eine Grundregel steht über allem:

UM ABZUNEHMEN MUSS MAN MEHR KALORIEN VERBRAUCHEN ALS ZUFÜHREN.

Um einen Überblick zu bekommen, empfiehlt sich die Verwendung einer Handy-App:

Diese muss einerseits die Möglichkeit bieten einfach, z.B. mit einer Barcode-Scanner Funktion, Lebensmittel zu erfassen. Andererseits muss sie auch die sportliche Aktivität berücksichtigen, durch Auslesen des Schrittzählers des Handys oder anderer Tracker (z.B. Apple Watch).

Ich empfehle die Apps „YAZIO“ oder „MyFitnessPal“.

Wenn man den Fokus mehr auf ausgewogene Ernährung als auf Gewichtsverlust legt, ist auch die App „Myfooddoctor“ vom NDR-Ernährungs-Doc Matthias Riedl eine mögliche Alternative.

  • Erhältlich im Apple App Store oder Google Play Store.
  • Kostenpflichtig nach einer kostenlosen Testphase (Stand 03/23).

Darüber hinaus benötigen Sie auch eine Küchenwaage und eine kleine Taschenwaage, um das Gewicht der Lebensmittel und somit auch die Kalorienmenge genau zu erfassen.

Am Ende ist es schon Arbeit alle Lebensmittel stets einzugeben, aber man lernt auch viel über seine Ernährung und wie man am besten Kalorien sparen kann.


WISSEN ERWEITERN + NEUE REZEPTE AUSPROBIEREN

Ich empfehle vor allen die Ratgeber vom bekannten Ernährungsmediziner Dr. Matthias Riedl („Ernährungs-Docs“), der detaliert und wissenschaftlich fundiert berichtet, worauf es bei gesunder Ernährung ankommt.

Ein gutes Buch zum Einstieg ist „Der ultimative Schlankheitscode“ – ein Buch, dass durchaus lesenswert ist für nicht übergewichtige Menschen, denn man lernt viel über eine gesunde, proteinreiche und schwerpunktmäßig pflanzenbasierte Ernährung. Es besteht aus einem ausführlichen Informationsteil und einem Rezeptteil.

Darüber hinaus empfehle ich vor allem drei weitere Rezeptbücher von Matthias Riedl.

PHASE 4: Einen Alltag entwickeln:

KEIN KALORIENZÄHLEN AUF DAUER

Kalorienzählen ist auf Dauer nicht zu empfehlen. Essen ist nicht nur eine Notwendigkeit, sondern auch ein sozialer Akt. Es ist eine Gelegenheit, mit Familie, Freunden oder Kollegen zusammenzukommen und sich auszutauschen. Wenn man sich beim Essen auf das Zählen von Kalorien konzentriert, kann das die Freude und Entspannung, die diese sozialen Interaktionen bieten, beeinträchtigen.

Darüber hinaus kann das ständige Zählen psychisch belastend sein und die Fixierung auf Kalorien kann zu Esstörungen führen.

Auch sind Nährstoffe nicht gleich verteilt und es macht für Ihre Gesundheit langfristig einen großen Unterschied, ob Sie 200 Kalorien beispielsweise über Weißbrot oder über Gemüse zuführen.


KEINE VERBOTE

Dauerhafte Verbote funktionieren nie, denn das Verlangen wird immer größer. Also gönnen Sie sich auch mal die Tüte Gummibärchen oder den Hamburger. Wenn Sie an anderer Stelle gute Ernährungsgewohnheiten umsetzen und vielleicht an dem Tag noch etwas mehr Bewegung einbauen, ist das möglich und wichtig für den langfristigen Erfolg.


WÖCHENTLICH WIEGEN

Stellen Sie sich 1x wöchentlich auf die Waage und definieren Sie einen Gewichtsbereich (z.B. 77 bis 80 kg), mit dem Sie zufrieden sind.

Um genaue und konsistente Messungen Ihres Gewichts zu erhalten, befolgen Sie diese Empfehlungen:

  • Wiegen Sie sich zur gleichen Zeit: Idealerweise morgens, nachdem Sie die Toilette benutzt und noch nicht gegessen oder getrunken haben.
  • Verwenden Sie dieselbe Waage: Unterschiedliche Waagen können leicht unterschiedliche Ergebnisse liefern.
  • Wiegen Sie sich unbekleidet: Kleidung fügt Gewicht hinzu und verschlechtert die Vergleichbarkeit.
  • Stehen Sie still und zentriert auf der Waage: Bewegungen können das Ergebnis beeinflussen.
  • Betrachten Sie den Trend, nicht einzelne Messungen: Tägliches oder wöchentliches Wiegen kann Schwankungen aufzeigen, achten Sie daher eher auf den langfristigen Trend als auf einzelne Messwerte. Das Körpergewicht kann im Laufe eines Tages um bis zu 1,5 Kilogramm oder mehr schwanken, abhängig von verschiedenen Faktoren wie Flüssigkeitsaufnahme, Mahlzeiten, Bewegung, Stoffwechselrate, Salzaufnahme und Hormonspiegel.

Denken Sie daran, dass das Gewicht nicht alles ist: Gewicht ist nur eine von vielen Maßnahmen für die Gesundheit. Es ist ebenso wichtig, auf andere Faktoren wie körperliche Fitness, Ernährungsqualität und Wohlbefinden zu achten. Wenn Sie mehr Sport machen, steigt Ihr Gewicht ggf. auch durch das Plus an Muskulatur.

WEITERE INFORMATIONEN

Das Optifast Programm (Tagesklinik)

Das Optifast 52 Programm ist ein medizinisch geführtes, ambulantes Therapiekonzept für stark übergewichtige (adipöse) Erwachsene, das in München vom Krankenhaus Barmherzige Brüder durchgeführt wird.

Ein Spezialistenteam aus Ärzten, Ernährungsberatern, Psychologen und Bewegungstherapeuten begleitet Sie über einen Zeitraum von 52 Wochen. Hierbei finden Gruppentreffen von ca. 10-16 Teilnehmern mit der Dauer von 3 Stunden wöchentlich statt. Der Abend beinhaltet medizinische Kontrolle, das Bewegungsprogramm und die therapeutisch geleitete Gruppensitzung.

Sie erleben und trainieren ein neues Essverhalten (unter zu Hilfenahme von diätischen Shakes) und Bewegungsverhaltens mit Steigerung der Alltagsaktivität und Bewegung, um den erzielten Gewichtsverlust langfristig zu erhalten. Auch psychosoziale Aspekte haben einen hohen Stellenwert.

Teilnahmevorraussetzung

  • Voraussetzung für die Teilnahme ist ein BMI (Body-Mass-Index) von mindestens 30

Kontaktadresse

  • Krankenhaus Barmherzige Brüder, Zentrum für Ernährungsmedizin und Prävention
  • Notburgastr. 10, 80639 München
  • Tel.: 089 / 1797 – 2029

Oviva Direkt Gesundheitsapp

DIGITALE GESUNDHEITSANWENDUNG

Oviva ist eine DIGA, also eine Gesundheits-App auf ihrem Smartphone die von der gesetzlichen Krankenkasse erstattet wird. Es ist eine Anwendungsdauer von mindestens 3 Monaten vorgesehen. Bei erfolgreichem Therapieverlauf ist eine Folgeverordnung möglich.

Die App erfasst ihrer Mahlzeiten per Foto. Auch Ihre Aktivität wird mit einbezogen und der Fitnesstracker Fitbit Smartwatch wird unterstützt.

Darüber hinaus finden weitere Gesundheitsdaten berücksichtigung (z.B. Gewicht, Trinkmenge, Blutzucker u.ä.). Ein persönlicher Ernährungsberater begleitet Sie mit der Chatfunktion und es wird Lernmaterial zur Verfügung gestellt.

Die genaue Kalorienmenge wird nicht erfasst, dadurch ist die App sehr alltagstauglich und zugänglich. Wenn Sie es sich zutrauen Ihre Lebensmittel zu wiegen, ermöglicht Ihnen ein kalorienbasiertes Ernährungstagebuch (z.B. Yazio, siehe oben) aber mehr Kontrolle.

Vorraussetzungen (Stand 03/24)

  • Ab dem 18. Lebensjahr
  • BMI zwischen 30 und 40

Weitere Informationen

TRINKMAHLZEITEN

TRINKMAHLZEITEN

Die Wirkung beruht vornehmlich aus dem Prinzip, eine minderwertige Mahlzeit (z.B. „Pizza to go“) mit einem Shake zu ersetzen. Niemand nimmt ab, wenn er so isst wie zuvor und dazu noch eine Trinkmahlzeit zu sich nimmt.

Flüssigmahlzeiten enthalten naturgemäß wenig Ballaststoffe, sodass die darin enthaltene Zuckersorten recht schnell vom Körper aufgenommen werden. Gut wäre es z.B. vor der Trinkmahlzeit noch eine Karotte oder Nüsse zu essen, damit „echte Ballaststoffe“ im Magen liegen und der Shake dadurch langsamer verstoffwechselt wird.

Für Diabetiker sind Sie, aufgrund der schnell resorbierbaren Kohlenhydrate, eher nicht geeignet. Ausserdem muss es ein Ziel sein weniger Lebensmittel mit süßem Geschmack zu konsumieren. Keine Labornahrung kann die Gesundwirkung natürlicher Lebensmittel ersetzen.

Auf Dauer und zu häufig machen die Shakes, wie alle hochverarbeiteten Lebensmittel eher krank.

Fazit: Besser eine Tüte Nüsse mitnehmen und Trinkmahlzeiten nur dann zu sich nehmen, wenn kein höhenwertiges Lebensmittel verfügbar ist.

Anbieter

NATURHEILKUNDE

OHRAKUPUNKTUR (in unserer Praxis)
Die Ohrakupunktur bewirkt keine Gewichtsreduktion, sondern vermindert den Appetit. Sie sind etwas schneller satt und reduzieren infolgedessen Ihre gewohnten Essensportionen. Dieser Effekt hält ca.1 Woche an und macht dann eine erneute Behandlung notwendig. Nach 2-4 Sitzungen können die Abstände je nach individuellem Bedarf auf 2-3 Wochen verlängert werden.

Ablauf:

  • Es werden beide Ohren mit jeweils ca. 4-7 Nadeln gestochen, die dann für ca. 30 Minuten verbleiben.
  • Es folgt eine Nachruhe von ca. 10 Minuten.
  • Ernsthafte Nebenwirkungen sind eine Rarität. Sie erhalten jedoch im Erstgespräch einen Aufklärungsbogen, der Sie umfassend informiert.

Kosten:

  • Ohrakupunktur ist keine Leistung der gesetzlichen Krankenkassen.

AUSLEITENDER-TEE

Zur Unterstützung bei einer Ernährungsumstellung.

Wirkweise

  • Fördert Harnflussrate (Ausscheidung)
  • Leicht Lipolytisch und Glykogenolytisch (Abbau von Fett und Zucker-Depot)

Das müssen Sie beachten

  • Achten Sie auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr von mindestens 2 Litern pro Tag.
  • Anwendung maximal für 4-6 Wochen

Kontraindikationen

  • Herzinsuffizienz („Herzpumpschwäche“)
  • Niereninsuffizinenz („Nierenschwäche“)

Folgende Rezeptur können Sie sich in Ihrer Apotheke zubereiten lassen:

  • Rooibos-Tee: 25,0 g
  • Grüntee (Bio): 20,0 g
  • Mateblätter: 20,0 g
  • Schwarze Johannisbeerblätter: 20,0 g
  • Birkenblätter: 15,0 g

Es muss sich zwingend um einen losen Tee aus der Apotheke handeln, denn nur Heilpflanzen „mit Arzneibuch-Qualität“ enthalten ausreichend Wirkstoffe. Im Supermarkt bekommen Sie in der Regel nur Lebensmittel-Qualität.

Darüber hinaus verflüchtigen sich beim Kleinschneiden einer Pflanze viele Inhaltsstoffe – deshalb Arzneimitteltee nie im Teebeutel kaufen. Sie können jedoch ohne weiteres Einmal-Teefilter (z.B. Profissimo Teefilter von dm) befüllen und danach entsorgen. Das ist die alltagstauglichste Variante.

Zubereitung

  • 1 Esslöffel getrocknete Kräuter mit 250 ml kochendem Wasser übergießen.
  • 10 – 15 Minuten zugedeckt ziehen lassen, gelegentlich umrühren.
  • 2-3 Tassen möglichst heiß trinken.

Medikamente (Stand: 05/2023)

Für viele die interessanteste Frage. Kurz gesagt gibt es bis jetzt noch kein wirklich gutes Medikament.

Der Vollständigkeit halber stelle ich Ihnen kurz vor, was es so auf dem Markt gibt oder gab.

GLP-1-Agonisten z.B. Semaglutid („Ozempic, Wegovy“), Dulaglutid („Trulicity“), Liraglutid („Saxenda“)

Diese Arzneimittelgruppe ist geeignet für Diabetiker mit Übergewicht.

  • Bei Nicht Diabetikern überwiegen die Risiken. Auch wenn ein teils deutlicher Gewichtsverlust zu erwarten ist, ist es nicht als „Life-Style“-Medikament geeignet.
  • Nach Absetzen der Medikation wird das Gewicht in der Regel wieder zugenommen, wenn keine erfolgreiche Ernährungsumstellung (wie oben dargestellt) simultan erfolgt ist.
  • Übelkeit, Durchfall und Erbrechen betreffen mehr als zwei Drittel der Anwender. Gallensteinleiden und Pankreatitis kommen vor.
  • GLP-1-Agonisten stehen seit Jahren in Verdacht, Krebs erregen zu können. Die im Tierversuch beobachteten C-Zell-Karzinome der Schilddrüse sind mittlerweile auch bei Menschen in Verbindung mit Semaglutid beschrieben. Andere Neoplasien wie Mammakarzinome und kolorektale Tumoren kommen unter Liraglutid in klinischen Studien bei Adipositaspatienten numerisch häufiger vor als unter Plazebo.
  • Semaglutid erhöht das Risiko für eine Sehnervschädigung mit dauerhaftem Sehverlust (NAION) um das vier bis achtfache.

Metformin

  • Kann das Gewicht bei Diabetikern reduzieren (und die bekommen das Medikament sowieso).
  • Kein Nutzen und keine Zulassung bei Nicht-Diabetikern.

Orlistat/ Xenical:

  • Mindert dosisabhängig die Aufnahme von Fett im Darm und senkt nach metaanalytischer Auswertung von 16 Studien unter hypokalorischer Diät! im ersten Jahr das Körpergewicht 2,9 kg stärker als Placebo.
  • Wird Orlistat abgesetzt, nimmt das Gewicht innerhalb eines Jahres um 4 kg zu, selbst wenn die Diät weiterhin eingehalten wird.
  • Die Hemmung der Fettabsorption im Dünndarm führt zu Gärung, Gasbildung und Verflüssigung im Kolon mit erheblichen Beeinträchtigungen im Alltag: Flatulenz, Bauchkrämpfe, unwillkürlicher Stuhlgang betreffen jeweils 15% bis 30% der Anwender, Stuhlinkontinenz 4%.
  • Bizarr: In den USA hat der Hersteller Anwendern geraten, dunkle Hosen zu tragen und Kleidung zum Wechseln mit zur Arbeit zu nehmen. 
  • In der Zulassungsstudie erkrankten unter Orlistat mehr Frauen an Brustkrebs als unter Plazebo. In weiteren Phase-III-Studien von ähnlichem Umfang, die der Hersteller vor Zulassung in den USA einreichen musste, wurde diese Häufung nicht mehr beobachtet. Da in Tierversuchen zudem keine Zunahme festgestellt wurde und Orlistat kaum systemisch wirkt, stuft die US-amerikanische Arzneimittelbehörde FDA den Befund als zufallsbedingt ein. Letztlich bleibt jedoch ein fader Beigeschmack. Ich rate von dem Wirkstoff ab.

Polyglucosamin L112 = Chitosan/ Formoline L112

  • Ähnlicher Mechanismus wie Orlistat (s.o.) mit aber angeblich besserer Verträglichkeit hinsichtlich der oben genannten Nebenwirkungen
  • Verschlechtert die Aufnahme fettlöslicher Substanzen wie Antiepileptika, Blutverdünner, der Verhütungspille und natürlich auch von Vitalstoffen wie Vitamin A, E, D, K oder essentiellen Fettsäuren. Hohes Interaktionspotential. 
  • In einer Metaanalyse 15 randomisierter Studien mit 1.219 adipösen oder übergewichtigen Teilnehmern, die vier bis maximal 24 Wochen lang Chitosan oder Plazebo einnehmen, wird nur ein geringer Effekt von Chitosan auf das Gewicht von -1,7 errechnet. Bei Beschränkung auf qualitativ höherwertige und größere Studien sowie auf solche mit längerer Therapiedauer ist der Effekt noch kleiner (im Mittel -0,55 kg bis -0,81 kg). Es gibt eine paar neue Studien, die eine bessere Wirksamkeit zeigen. Wissenschaftlich ist der Effekt letztlich umstritten.
  • Von allen hier genannten Präparaten ist es für Menschen, die keine anderen Medikamente einnehmen, das am ehesten empfehlenswerte Mittel, da die Nebenwirkungen überschaubar sind. Ob wirklich ein Effekt eintritt ist fraglich.
  • Bei Anwendung (max. 2x/ Tag gegen Ende der Mahlzeit) sollte mindestens eine Mahlzeit ohne Formoline L112 erfolgen und hochwertige Öle und Fette enthalten.

Sibutramin/ Reductil

  • Aufgrund kardiovaskulärer Todesfälle infolge Herzinfarkt und Herzstillstand vom Markt genommen

Naltrexon + Bupropion/ Mysimba

  • Senkt das Körpergewicht stärker als Placebo, der Effekt ist aber mit einer Differenz von 3 – 5 kg gegenüber Scheinmedikament allenfalls moderat. Mit erneuter Gewichtszunahme ist nach Absetzen zu rechnen.
  • Etwas die Hälfte der Patienten bricht die Behandlung ab (Übelkeit, Verstopfung, psychotische Symptome, Verschlechterung der Nierenfunktion). Darüber hinaus gib es Hinweise für ein erhöhtes Herzinfarktrisiko und eine Zunahme von Krampfanfällen.

Medizinische Hintergründe

Übergewicht verkürzt das Leben. In stärkerem Ausmaß übrigens bei Männern.

ASSOZIIERTE KRANKHEITEN: 

  • Herz- und Gefäßerkrankungen (z.B. Herzinfarkt, Schlaganfall)
  • Bluthochdruck, Fettstoffwechselstörung
  • Diabetes mellitus Typ 2
  • Gicht, Gallensteine
  • Gelenk und Rückenschmerzen
  • Varizen (= Krampfadern)
  • Depression

URSACHEN
In den überwiegenden Fällen handelt es sich um Übergewicht ohne eine zugrundeliegende Erkrankung. Die wichtigste Ursache ist eine geringere körperliche Aktivität bei unveränderter Energieaufnahme.

Hormonelle Ursachen für eine Adipositas sind selten (< 1 %), es ist aber wichtig, sie ggf. zu identifizieren. Schilddrüsenunterfunktion

  • Kälteintoleranz, Trägheit, Verstopfung, trockene Haut, dünne Haare

Cushing-Syndrom

  • Vollmondgesicht, Stiernacken, Muskelschwäche, Akne, Dehnungsstreifen der Haut, Bartwuchs/männlicher Behaarungstyp bei Frauen, Depression, Ausbleiben der Regelblutung, Bluthochdruck, Fettstoffwechselstörung

Tumor im Hypothalamusbereich (=Hirnanhangsdrüse):

  • Unfruchtbarkeit, Ausbleiben der Regel, Milchfluss aus den Brustwarzen, Impotenz bei Männern

Polyzystische Ovarien (nur Frauen):

  • Menstruationsstörungen, Unfruchtbarkeit, Bartwuchs/männlicher Behaarungstyp, Akne, Übergewicht, Bluthochdruck, Fettstoffwechselstörung.

Aus naturheilkundlicher Sicht ist die Darmflora eine mögliche Ursache. Mit den Möglichkeiten der heutigen Medizin existiert, ausser der oben dargestellten Ernährungstherapie, kein zuverlässiger Ansatz.

Die Behandlung basiert in erster Linie darauf, die Lebensgewohnheiten zu ändern und die Gesamtenergieaufnahme zu reduzieren.

Stand: 20.03.2024