Endlich Rauchfrei

Die Schadwirkung des Tabakkonsums setzt ganz tief in uns an – nämlich an unserer DNA. Tabakkonsum greift in einen Prozess namens „DNA-Methylierung“ ein und verändert somit die „Kochrezepte“ nach denen unsere Zelle Proteine synthetisiert. Es handelt sich dabei vor allem um Genveränderungen, die im Zusammenhang mit Krebs und Herz-Kreislauf-Krankheiten stehen.

Nach erfolgtem Rauch-Stopp, kann unser Erbgut sich zumindest teilweise wieder regenerieren. Besser ist es jedoch erst gar nicht mit dem Rauchen anzufangen und auch Passivrauchen zu vermeiden, denn ein Teil des Schadens bleibt für immer.

Das Rauchen ungesund ist, hat sich ja mittlerweile rumgesprochen. Hier mal ein paar „harte Fakten“:

  • Raucher sterben im Durchschnitt 10 Jahre früher als Nie-Raucher.
  • In einer Studie an 35.000 Personen erreichten 58% der Raucher und 81 % der Nichtraucher das 70. Lebensjahr. Das 80. Lebensjahr erlebten nur 26 % der Raucher, aber 59% der Nichtraucher.
  • Jährlich sterben in Deutschland 140.000 Menschen an den Folgen des Tabakkonsums.
  • Die wichtigsten tabakassoziierten Erkrankungen sind: Lungenkrebs, Mundboden-, Kehlkopf-, Speiseröhren- und Magenkrebs, Harnblasen- und Nierentumoren, Bauchspeicheldrüsentumoren, Herzinfarkt, Schlaganfall, Bluthochdruck, chronisch obstruktive Bronchitis (COPD), periphere arterielle Verschlusskrankheit (pAVK).

Zigaretten

  • Das Risiko für Lungenkrebs steigt proportional (also gleichmäßig) mit der Anzahl an gerauchten Zigaretten.
  • Das Herz-Kreislauf-Risiko (Herzinfarkt / Schlaganfall) steigt NICHT proportional mit der Zahl der gerauchten Zigaretten, sondern ein geringer Konsum verursacht bereits ein hohes Risiko. Das heisst konkret schon 1 – 5 Zigaretten am Tag steigern das Risiko für einen koronare Herzkrankheit bei Männern um 48 und bei Frauen um 57 Prozent.

Shisha / Wasserpfeife

  • Das Rauchen von Shishas (Wasserpfeifen) ist sogar noch schädlicher als Zigarettenrauchen, da sich schädliche Substanzen im Schlauch anlagern und mit der Zeit akkumulieren. Der Rauch von Shishas enthält neben Nikotin mindestens 82 schädliche Substanzen, die kanzerogen sind, sowie giftige Metalle, Kohlenmonoxid und lungengängige Partikel.

E-Zigaretten

  • E-Zigaretten sind theoretisch weniger schädlich als herkömmliche Zigaretten, da die Verbrennungsschadstoffe wegfallen. In den auch Geräten werden Lösungsmittelhaltige Liquids verdampft und inhaliert. Das Spektrum potenzieller Bestandteile ist breit, deren Toxizität beim Verdampfen unkalkulierbar.
  • So ist in den USA bereits bei mehreren tausend Anwendern von E-Zigaretten eine schwere Atemwegserkrankung aufgetreten. Es gibt erste Hinweise, dass hierfür Öle verantwortlich sind, die sich in der Lunge ablagern. Nach Auswertungen von Berichten aus zwei Bundesstaaten der USA benötigt jeder dritte, der im Mittel 19 Jahre alten Betroffenen, Intubation und künstliche Beatmung. Einige Patienten verstarben.

Rauchen aufzuhören lohnt sich in jedem Alter

Schon nach wenigen Tagen verbessert sich die Atemwegsfunktion und der Blutdruck sinkt. Innerhalb weniger Jahre verringert sich das Erkrankungsrisiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und die meisten Krebsarten. Selbst bei über 60 jährigen verzögert ein Rauch-Stopp das Risiko zu Sterben um mehrere Jahre.

  • Der kompromisslose Rauch-Stopp ist erfolgsversprechender, als das schrittweise reduzieren von Zigaretten.
  • Bitten Sie Ihr Umfeld Sie bei Ihrem Vorhaben zu unterstützen. Umfragen haben gezeigt: die meisten Raucher würden selber gerne aufhören und werden folglich Verständnis für Sie haben.
  • Bei einigen Menschen entstehen körperliche Entzugssymptome für ca. 10 Tage wie Nervosität, Konzentrationsschwäche, launisches Verhalten, Unruhe oder ein verstärktes Hungergefühl. Diese Beschwerden können auf verschiedene Art und Weise gelindert werden (s.u.).
  • Viele Menschen schaffen es selbstständig ohne Hilfsmittel mit dem Rauchen aufzuhören. 65% der Raucher haben schon mal im Leben einen Rauchstopp versucht. Sollten Sie schon einmal gescheitert sein, lassen Sie sich nicht entmutigen und versuchen Sie es das nächste Mal mit den Hilfsmitteln, die ich Ihnen im Folgenden vorstelle.

Nikotinersatztherapie

Sie zielt darauf ab, dem Raucher vorübergehend Nikotin ohne begleitende Schadstoffe aus dem Tabakrauch in absteigender Dosierung zur Verfügung zu stellen. Es gibt verschiedene Darreichungsformen (Pflaster, Kaugummi, Nasalsprays, Lutschtabletten).

  • Möglich ist bei Auftreten schwerer Entzugssymptome auch die Kombination von beispielsweise Pflaster und Kaugummi oder Nikotintablette.
  • Dauer: 8 – 12 Wochen in absteigender Dosierung.
  • Nebenwirkungen: Neben den vom Rauchen gewohnten Effekten, kann es zu Hautreizungen, gereizten Schleimhäuten, Schluckauf und Magenschmerzen kommen.
  • Die Nikotinersatztherapie ist immer die bessere Alternative zur Zigarette.

Welches Präparat:

Meist empfiehlt sich ein Nikotinpflaster als „Basistherapie“. Sollte trotzdem noch Suchtdruck bestehen, kann zusätzlich bedarfsweise ein Nikotinkaugummi eingenommen werden. Auf der Herstellerseite von Nicorette finden Sie einen „Produktfinder“ (LINK). Dieser stellt Ihnen mehrere Fragen und ermittelt so das individuell für Sie geeignetste Produkt.

Kosten:

  • Die Kosten werden von den Krankenkassen NICHT erstattet
  • Bitte informieren Sie sich in Ihrer Apotheke

Ohrakupunktur

Akupunktur nach dem NADA (National Acupuncture Detoxification Association) Protokoll ist eine standardisierte Methode, die seit vielen Jahren in der Suchttherapie angewendet wird. Sie reduziert sowohl den Suchtdruck, als auch das Hungergefühl, das häufig nach Rauch-Stopp auftritt. Wir ergänzen die klassischen NADA-Punkte noch individuell mit weiteren bewährten Punkten.

Ablauf

  • Üblicherweise geht die Therapie über 3 Wochen. Meist ist eine Sitzung pro Woche ausreichend
  • Es werden beide Ohren mit jeweils ca. 3-5 Nadeln gestochen, die dann für ca. 30 Minuten verbleiben.
  • Es folgt eine Nachruhe von ca. 10 Minuten.
  • Ernsthafte Nebenwirkungen sind eine Rarität. Sie erhalten jedoch im Erstgespräch einen Aufklärungsbogen, der Sie umfassend informiert.

Man kann schon nach der ersten Behandlung das Rauchen einstellen, ganz sicher aber nach der zweiten Akupunktursitzung. Sorgen Sie also bitte dafür keine Zigaretten mehr „griffbereit“ zu haben, um gewohnte Muster zu bedienen.

Kosten:

  • Eine Sitzung kostet 26,81 Euro. Meist reichen 3 Sitzungen = insgesamt 80,43 Euro.
  • Bei einem täglichen Genuss von einem Päckchen „rechnet“ sich die Therapie bereits nach 20 Tagen bzw. drei Wochen.
  • Die Kosten werden NICHT von der Krankenkasse erstattet.

Medikamente

Trotz der höheren Effektivität der Wirkstoffe Buprionin und Vareniclin im Vergleich zur Nikotinersatztherapie, ist die medikamentöse Therapie stets die Ausnahme, weil der Raucher im Unterschied zur Nikotinersatztherapie mit anderen Nebenwirkungen und Risiken konfrontiert wird.

Buprionin

  • Ist primär ein antriebssteigerndes Antidepressivum, das über Botenstoffe des Nervensystems die Wirkung des Nikotins aus der Zigarette imitiert und dadurch die Entzugssymptomatik reduziert.
  • Nebenwirkungen: Schlafstörungen, Zittern, Kopfschmerzen, Konzentrationsstörungen, Schwindel, Mundtrockenheit, Magen-Darm Symptome, Krampfanfälle.
  • Kontraindikation: Epilepsie, Schwangerschaft, Jugendliche.
  • Wechselwirkungen mit diversen Medikamenten. Ein EKG ist vor Therapie erforderlich.
  • Dauer der Anwendung: 8 Wochen, ggf. länger.

Vareniclin

  • Entfaltete seine Wirkung am Nikotinrezeptor und führt zu einer Sättigung des Rauchverlangens und verhindert eine positiv wahrgenommene Wirkung von zusätzlich aus der Zigarette aufgenommenen Nikotin.
  • Nebenwirkungen: Abnorme Träume, Schlafstörungen, Kopfschmerzen, Übelkeit, Schwindel, Müdigkeit, Magen-Darm-Symptome.
  • Kontraindikation: Schwangerschaft, Jugendliche, psychische Erkrankungen (kann den Wunsch nach Suizid verstärken).
  • Wechselwirkungen mit Cimetidin, Warfarin, Nikotinersatzmitteln.
  • Dauer der Anwendung: 12 Wochen, ggf. länger.

 


Online-Coaching “Rauchfrei”

Wir arbeiten mit der Online Plattform HausMed (LINK) zusammen. Hier können Sie ärztlich geprüfte Coachings zu verschiedenen Themen durchführen.

Das Rauchfrei-Modul ist ein 8-wöchiges, interaktives Gesundheitstraining:

  • das Coaching unterstützt Sie dabei, dauerhaft rauchfrei zu bleiben.
  • mit Belohnungen, Entspannung und Sport die Angst vor dem Entzug zu überwinden.
  • lernen Sie mit ritualisierenden Rauchsituationen umzugehen und den Alltag ohne Zigarette eine Selbstverständlichkeit werden zu lassen.
  • Aneignung von gesunden Gewohnheiten als Alternative und zur eigenen Kontrolle
  • auf Wunsch: motivierende SMS-Nachrichten.
  • persönliches Tagebuch zum Protokollieren Ihres Fortschritts zum Nichtraucher.

Kosten:

  • Das Coaching „Rauchfrei“ ist gemäß §20 SGB V zertifiziert. Somit wird das Programm aktuell von 116 Krankenkassen als Präventionsmaßnahme zur Gesundheitsvorsorge bei regelmäßiger Teilnahme mit 80% bis 100% der Kursgebühren bezuschusst.
  • Es handelt sich jedoch um eine individuelle Entscheidung Ihrer Krankenkasse, die nicht selbstverständlich vorausgesetzt werden kann. Wenige Kassen erstatten das Coaching auch nicht. Bitte setzen Sie sich deshalb im Vorfeld mit Ihrer Krankenkasse in Verbindung.
  • Kosten für Selbstzahler (ohne Gewähr): Online-Coaching Basisgebühr 49 Euro + OPTIONAL telefonische Begleitung durch unsere Praxis: 30 Euro. Unverbindliche Preisangabe, da wir nicht regelmäßig mit HausMed abgleichen.

LINKS


Tabakambulanz – Spezialambulanz für Tabakabhängigkeit

Die Ludwigs-Maximillians-Universität hat eine spezielle Ambulanz, die Sie bei der Raucherentwöhnung unterstützen kann.

Raucherentwöhnungen in Einzel- oder Gruppentherapie werden dort für alle Raucher angeboten.

Allgemeines

  • Kursdauer: 1 Termin pro Woche über 3 Wochen.
  • Dauer einer Kurseinheit: 3 Stunden.
  • Kosten: ca. 270 Euro (ohne Gewähr), eine Beteiligung der Krankenkassen ist meist möglich. Wenn Sie schon an einer chronischen Bronchitis (COPD) leiden, ist die Tabakentwöhnung eine Kassenleistung.

Inhalte

  • In der ersten Kurseinheit wird Ihre Motivation für ein rauchfreies Leben aufgebaut bzw. verstärkt und Sie bereiten sich auf den Rauchstopp vor. Dieser wird bereits in der ersten Einheit festgelegt und erfolgt während der zweiten Kurseinheit (ohne vorherige Tabakreduktion!). In den Stunden der dritten Kurseinheit wird Ihre Abstinenz stabilisiert.
  • Die individuelle telefonische Betreuung erfolgt nach dem Rauchstopp und nach Abschluss der letzten Kurseinheit.
  • Eine Beratung zur medikamentösen Begleittherapie ist im Rahmen einer Einzelberatung oder regelmäßig stattfindenden Informationsveranstaltung möglich.

Voraussetzungen

Kontaktdaten


Zusammenfassung

Jeder Raucher sollte aus eigener Anstrengung einen Aufhörversuch unternehmen. Sollte dieser nicht von Erfolg gekrönt sein, muss aus suchttherapeutischer Sicht die Anleitung zur Verhaltensänderung im Vordergrund der professionellen Unterstützung stehen – nicht Medikamente.

Ich denke unsere Praxis bietet Ihnen mit der Kombination von Online-Coach und Ohrakupunktur ein effektives und kostengünstiges Konzept an, das den Suchtdruck sanft lindert und Sie nachhaltig über 8 Wochen begleitet.

Eine gute Alternative ist die Tabakambulanz der LMU.


Download zum Ausdrucken (PDF)