NAGELPILZ

Nagelpilz erkennen

ALLGEMEINES

Mehr als jeder Zweite erkrankt irgendwann im Laufe seines Lebens an Nagelpilz. Die Krankheit ist einerseits in den meisten Fällen harmlos und eher ein kosmetisches Problem, andererseits heilt Nagelpilz nicht spontan ab und ist im fortgeschrittenen Stadium oft nicht mehr mit einem sinnvollem Risiko-Nutzen-Verhältnis heilbar.

Bei Patienten mit Vorerkrankungen, wie z.B. Diabetes mellitus, besteht darüber hinaus das Risiko einer bakteriellen Infektion die über den verpilzten Nagel eintritt und sich von dort ausbreitet.

Nagelpilz ist ansteckend. Er tritt meist an den Füßen auf, kann aber auch die Fingernägel befallen.

ENTSCHEIDEND FÜR DIE PROGNOSE IST DIE RECHTZEITIGE BEHANDLUNG


SYMPTOME

  • Glanzlose, matte und brüchige Nägel.
  • Weißliche, später gelbe Verfärbung.
  • Verdickung der Nagelplatte.

DIAGNOSTIK

  • Die Diagnose kann meist schon als „Blickdiagnose“ gestellt werden.
  • Pilzkultur aus einer Probe. Eine Kultur setzt immer voraus, dass man in der Probe auch überlebensfähige Pilzfäden gesammelt hat. Bei fortgeschrittenen Befunden sitzen die lebendigen Pilze aber manchmal tiefer, sodass eine Anzüchten misslingt. Die Pilzkultur kann also auch falsch negativ sein.
  • Eine PCR aus einer Nagelprobe weist genetisches Material von Pilzen nach und erhöht die Trefferchanchen, da keine überlebensfähigen Erreger gesammelt werden müssen. Sie ist aber KEINE Leistung der gesetzlichen Kassen und recht teuer.

Nagelpilz behandeln

LOKALE THERAPIE

Entscheidend ist es, wie oben gesagt, den Pilz rechtzeitig zu behandeln, bevor er in die Wachstumszone unter der Nagelhaut eingetreten ist. Dann kann auch eine lokale Therapie zum Ziel führen.

Ciclopoli – Nagellack mit dem Wirkstoff Ciclopirox

  • Nur bei sehr früher Diagnose reicht die Behandlung mit einem Nagellack aus.
  • Der neuere wasserlösliche Ciclopirox-Nagellack hat Vorteile in der Anwendung (einfaches Abwaschen der Lackreste), muss jedoch täglich aufgetragen werden.
  • Heilungsraten von 30% bis 40% sind beschrieben.
  • Die durchschnittliche Behandlungsdauer der Fußnägel beträgt etwa 9 bis 12 Monate, die der Fingernägel der Fingernägel etwa 6 Monate.

Canesten Extra Nagelset

Aus unserer Sicht die favorisierte Behandlung, die jedoch mit einem erheblichen Aufwand verbunden ist:

  • Die Heilungsraten liegen in Studien zwischen 64% und 95%, aber nur bei oberflächlichem oder wenig ausgeprägtem Befall.
  • Die Behandlung besteht aus 2 Phasen: Zunächst werden mindestens 2 Wochen lang, mit einer Harnstoff- und Bifonazol haltigen Salbe, die verpilzten Bestandteile des Nagels abgetragen. Danach wird für mindestens 4 Wochen eine reine Bifonazol-Salbe aufgetragen.

Die genaue Anwendung demonstriert das Video:


Medizinische Fußpflege

Es kann hilfreich sein vor Therapiebeginn und ggf. zusätzlich alle 4-5 Wochen zur Fußpflege zu gehen und dort den Nagel mechanisch abtragen zu lassen.

Nur bei bestimmten Vorerkrankungen (Fußsyndrom bei Diabetes mellitus, Neuropathie, Querschnittssyndrom) ist Fußpflege eine Leistung der gesetzlichen Krankenkassen. Bei Nagelpilz müssen Sie die Fußpflege in der Regel selber bezahlen.

SYSTEMISCHE THERAPIE

Die systematische Therapie ist in den meisten Fälle nicht zu empfehlen, da das hohe Risiko den Nutzen übersteigt. Sie ist bei einem komplett verpilzten Nagel oft aber die einzige Hoffnung auf Erfolg. Die Heilungsragten liegen trotzdem nur bei 46 – 55 Prozent.

Terbinafin 250 mg

  • Normalerweise das Mittel der Wahl.
  • Behandlungsdauer in der Regel 3 Monate.
  • Kann schwere bis lebensbedrohliche Hautkrankheiten auslösen (z.B. Psoriasis, Steven-Johnson-Syndrom, Agranulozystose).
  • Der dauerhafte Verlust des Geschmackssinns ist möglich. Weitere Nebenwirkungen sind beispielsweise  Tinnitus und Depression.
  • Anwendung nur unter kontinuierlicher Leberwertkontrolle.

Itraisdin/ Itraconazol 50 mg

  • Behandlungsdauer in der Regel 3 Monate.
  • Die Wirkung ist in der Mehrzahl der Studien etwas geringer als unter Terbinafin.
  • In der Leber wird Itraconazol intensiv zu mehr als 30 Metaboliten verstoffwechselt die zu zahlreichen Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten führen können und lebertoxisch wirken.
  • Es kann Herzinsuffizienz auslösen oder verstärken.
  • Anwendung nur unter kontinuierlicher Leberenzym und EKG-Kontrolle.

Pulstherapie / intermittierende Langzeitbehandlung

Insbesondere bei älteren vorerkrankten Menschen stellt die Einnahme von nur 1 Dosis pro Woche einen möglichen Kompromiss dar. Die Datenlage hierzu ist aber unzureichend.

Detaillierte Informationen hierzu finden sie in der Leitlinie Onychomykose ab Punkt 3.8.3 (LINK).

ERWEITERTE THERAPIEN

Diese Therapien sind noch nicht mit ausreichender Studienevidenz belegt und keine Leistung der gesetzlichen Krankenkassen. Sie können aber ein Überlegung wert sein.


Nagel-Laser

Bei der thermischen Lasertherapie wird ein Laserstrahl langsam über das Nagelbett geführt. Man vermutet, dass die erzeugte Wärme zu einer Schädigung des Pilzes und der Sporen unter führt. Manche Wissenschaftler vermuten auch, dass der Laser  freie Radikale erzeugt, welche Pilz und Sporen schädigen. Oft sind mehrere Sitzungen notwendig. Eine Ergänzung durch speziellen antimykotischen Nagellack kann die Wirkung des Lasers verstärken.


Sie können die Laserbehandlung zusammen mit einer medizinischen Fußpflege zum Beispiel auch bei uns im Ärztehaus in der Hautpraxis von Frau Dr. Eberle durchführen lassen (Selbstzahlerleistung).

Eine Alternative ist die Privatpraxis Dermatologie im Schlossparlais:

Stand: 30.08.2022